Das Schreiben - Eine leichte Übung? Ja und nein!
Der große Schritt auf dem Weg zum Doktor
Jetzt geht’s Los! Jetzt geht es an das Schreiben. Endlich!
Diesen Teil der Promotion könnte man in drei Phasen einteilen.
1.
Das einfach mal Loslegen und ins Blaue hinein schreiben. Vielen fällt das
zunächst gar nicht so schwer. Vielleicht hat man ja schon ein paar Ideen im
Kopf. Und wenn man bereits eine schöne Sammlung an Zitaten besitzt, wie im
Abschnitt Der Anfang beschrieben, ist man hier ohnehin schon gut gerüstet.
Tun Sie es. Fangen Sie einfach an. Nichts spricht dagegen. Es muss ja nicht
gleich perfekt sein. Hauptsache anfangen!
2.
Nach dem ersten Enthusiasmus kann jedoch irgendwann ein mehr oder weniger
großer Einbruch stattfinden. Man hängt fest. Oder man hat keine Lust mehr.
Vielleicht spürt man Stress, Unzufriedenheit und Zeitdruck. Und es kann
vorkommen, dass einem das Ganze plötzlich gar nicht mehr gefällt.
Selbstzweifel können sich breitmachen. Denkblockaden stehen einem nicht
selten im Wege.
3.
Phase 3 ist kritisch. Manch einer wirft hier das Handtuch. Nicht selten deshalb,
weil Hilfe von außen bzw. vom eigentlichen Betreuer ausbleibt. Es kommt vor,
dass das Einzige was man als Rat bekommt etwas ist wie: “Das müssen Sie
aber ganz anders machen.”
Anders - schön und gut - aber wie?
Jetzt sind Wille und Durchhaltevermögen gefragt. Der Frust muss beiseite
geschoben werden. Und egal was der Betreuer oder Doktorvater nun auch
gemeint haben mag mit seinem ‘anders machen’, eines sollte man sich
klarzumachen versuchen: So schlecht ist das alles nicht. Andererseits lässt es
sich aber vielleicht doch noch verbessern. Man sollte auf keinen Fall in eine
Abwehrhaltung verfallen. Es bleibt dabei: Die Arbeit ist so schlecht auch wieder
nicht.
Wem schon das Anfangen größere Probleme bereitet, dem sei der folgende Rat mit auf
den Weg gegeben: Schauen Sie sich einfach einmal ein paar Dissertationen an. Falls
möglich solche, die vom eigenen Doktorvater begutachtet wurden. Wenn das nicht
geht, so tun es auch themenähnliche Arbeiten. Und wenn es auch hier nichts im
Internet zu finden gibt (oder in der Unibibliothek oder bei der ZB-Med in Köln), dann
kann es auch irgendeine andere medizinische Doktorarbeit sein. Entscheidend ist,
dass man einen Eindruck bekommt, wie der Aufbau aussehen könnte.
Grundgerüst und Aufbau der Doktorarbeit
Grundsätzlich besteht eine medizinische Dissertation aus fünf Hauptelementen.
1.
Einleitung
2.
Material und Methoden (oder Patienten und Methoden)
3.
Ergebnisse
4.
Diskussion
5.
Zusammenfassung
Es kann sinnvoll sein, zunächst mit der Einleitung zu beginnen. Weshalb? Nun, man
bekommt dadurch einen Einblick in das Thema und meist auch ein besseres
Verständnis für die eigenen Ergebnisse.
Wer sich mit der Einleitung schwer tut, der kann auch mit dem Methodikteil beginnen.
Dies sollte eine eher leichte Übung sein. Es geht ja lediglich darum, das Verfahren
seiner Untersuchung zu beschreiben. Wichtig dabei ist, dass man dies in einer Weise
tut, dass der Leser alles genau nachvollziehen kann. Grundsätzlich müsste alles so
beschrieben sein, dass ein Dritter die selbe Studie noch einmal genau so durchführen
könnte.
Inwiefern man hier zu sehr ins Detail geht, möchte ich einmal dahingestellt lassen. Ob
man aber jede Laborwaage und jedes Reagenzglas hinsichtlich Typ und Herkunft
genau beschreiben sollte, halte ich für fraglich. Wie gesagt: Wichtig ist, dass ein Dritter
den Versuch wiederholen können muss. Mit welcher Waage oder welchem
Messbecher er dies tut, erscheint mir zweitrangig.
Bei der Einleitung macht es sich oft ganz gut, wenn man etwas über die Hintergründe
bzw. die Geschichte der Medizin erfährt. Dies sind Dinge, die auch den Gutachter
eher interessieren könnten, zumal er über alles Andere ohnehin schon (fast) alles weiß
- er ist ja der Experte. Eine schöne Vorgeschichte in der Einleitung könnte den
Gutachter gnädig stimmen. Man erzählt im dabei vielleicht etwas Neues, stellt sich
aber dennoch fachlich nicht über ihn, etwa nach dem Motto: Ich weiß mehr als du! In
diesem Zusammengang auch der gute Rat: Drücken Sie sich wissenschaftlich, aber
trotzdem so einfach wie möglich aus. Man sollte einen Satz nicht zwei oder dreimal
lesen müssen, weil er zu lang und/oder zu kompliziert ist. Vermeiden Sie das
Verschachteln von Sätzen. Lieber drei kurze Sätze von eher geringerer prosaischer
Anmut, als ein langer, den keiner so recht versteht.
Versuchen Sie nicht, die Dinge komplizierter klingen zu lassen, als sie es sind, nur um
vermeintlich wissenschaftlicher zu wirken.
An den Schluss der Einleitung kommt stets die Fragstellung. Was habe ich gemacht?
Wie habe ich es gemacht und vor allem weshalb? Eine halbe Seite Text reicht zu
diesem Zewck meist aus.
Andere Aspekte, die in einer Einleitung intergriert werden können sind zum Beispiel:
•
Epidemiologie (Wer ist betroffen? Wie oft? Geschlechterunterschiede? Etnische
Unterschiede? Kosten? usw.)
•
Diagnose (Wie diagnostiziere ich das Krankheitsbild? Untersuchungsmethoden.
Wodurch ist die Krankheit gekennzeichnet?)
•
Differentialdiagnose (Was könnte alternativ hinter einem Krankheitsbild
stecken?)
•
Therapie (Wie behandle ich eine bestimmte Krankheit üblicherweise? Vergleiche
mit der eigenen Methode gehören allerdings nicht in die Einleitung sondern in
die Diskussion.)
Vom Umfang her sollten für die Einleitung 20 bis 30 Seiten ausreichen. Es geht nicht
darum, das gesamte Wissen zu einem Thema hineinzupacken, sondern darum, dem
Leser einen Einblick zu geben. Sie werden feststellen, dass ohnehin Vieles sehr
kontrovers und widersprüchlich ist und es macht keinen Sinn, all diese Dinge in einer
Einleitung berücksichtigen zu wollen. Bisweilen gilt auch hier: Weniger ist Mehr!
Vermeiden Sie es, Ihren Betreuer (Gutachter bzw. Doktorvater eingeschlossen) zu
langweilen, indem Sie ihn mit zuviel vermeintlichem Wissen ‘zutexten’.
Im Ergebnisteil könnte man zunächst auf die Grunddaten seiner Patienten eingehen.
Dies lässt sich meist recht einfach darstellen. Alter und Altersverteilungen. Vielleicht
auch Aufteilungen nach Geschlechtern.
Hilfreich ist es, wenn es ähnliche Studien gibt, denn an solchen kann man sich gut
orientieren, wenn es um die Frage geht, was genau man statistisch auswerten könnte.
Der Vergleich mit anderen Studien ist später auch eine wesentliche Grundlage der
Diskussion.
Achten Sie im Ergebnisteil auf ein sauberes Layout. Alle Tabellen und Grafiken sollten
aus einem Guss sein. Und auf Spielereien wie 3-D-Balken oder Kunterbuntes sollte
man tunlichst verzichten. Es soll nicht schön oder eindruckvoll wirken, sondern
wissenschaftlich!
Betrachten Sie Ihre Tabellen und Grafiken auch stets mit dem Auge eines Dritten.
Würde er auf Anhieb deren Inhalte verstehen? Wenn nicht, dann haben Sie etwas
falsch gemacht.
Alles was Sie schreiben und darstellen, sollte vom Mediziner verstanden werden; aber
eben von jedem Mediziner und nicht nur vom Fachmann Ihres momentanen
Spezialgebietes.
Und noch einmal: Über eine klare und wissenschaftlich saubere Ausführung freut sich
auch Ihr Doktorvater. Und für den schreiben Sie ja am Ende in erster Linie.
Fazit: Strukturieren Sie sauber. Vermeiden Sie Kunterbuntes. Mit Ihrer Dissertation
wollen Sie kein Wissen ‘verkaufen’ sondern es einfach nur klar und deutlich darstellen.
Und natürlich wissenschaftlich-sachlich. Künstlerische Freiheiten sollte man sich
besser verkneifen, so sehr viele Programme wie Word oder Excel vielleicht auch zu
Ausschmückungen verleiten mögen.
Die Diskussion wird quasi die Königsdisziplin Ihrer Dissertation werden. Und stellen
Sie sich darauf ein, dass gerade dieser Teil Ihnen reichlich Kopfzerbrechen bereiten
könnte. Nicht selten ist die Diskussion jener Part, der zu echten Denkblockaden führen
kann.
Sofern einem während der Studie selbst oder später während der Auswertung etwas
auffällt, was man vielleicht hätte anders bzw. besser machen können, so sollte man
dies auch diskutieren. Und zwar ganz am Anfang der Diskussion.
•
Diskussion der Methodik
Damit hätten Sie dann auch gleich schon einen kleinen Einsieg geschafft.
Hilfreich wäre jetzt auch eine Zitaten- und Stichpunktsammlung, sofern Sie sich eine
solche angelegt haben.
Halten Sie sich beim Aufbau der Diskussion etwas am Aufbau des Ergebnisteiles fest.
Picken Sie die releavnten Ergebnisse haraus und stellen Sie diese in der Diskussion
etwas verkürzt und auf den Punkt gebracht dar. Bringen Sie dabei eigene Gedanken
und Überlegungen mit ein und vergleichen Sie, wann immer möglich, Ihre Daten mit
den von anderen Studien.
Der letzte Punkt Ihrer Diskussion sollte dann eine Schlussfolgerung mit Ausblick
beinhalten:
•
Wir konnten zeigen, dass...
•
Daraus folgt...
•
Künftig sollte oder könnte man berücksichtigen, dass...
Zur Zusammenfassung gibt es im Grunde nicht viel zu sagen. Sie sollte in Etwa den
Abstracts ähneln, wie Sie in jeder Publikation zu finden sind.
Zwei Sätze zum Hintergund; zwei, drei Sätze zur Methodik; die wesentlichen
Ergebnisse; die Schlussfolgerung zum Hauptergebnis.
Das war’s dann auch schon. Und wenn Sie, wie ich hoffe, mit EndNote oder einem
ähnlichen Programm gearbeitet haben, dann steht auch bereits Ihr
Literaturverzeichnis.
Und wenn Sie beim Schreiben alles ordentlich formatiert haben, dann steht mit einem
Klick auch schon Ihr Inhaltsverzeichnis. Für Tabellen- und Abbildungsverzeichnisse gilt
das Selbe. Lediglich das Abkürzungsverzeichnis wäre ggf. noch von Hand zu erstellen.
(c) Dr. E. Hohlfeldt - Tel. 07621 - 91 69 599